Kolleg

Das Kolleg gehört zum Zweiten Bildungsweg und damit in den Bereich der Erwachsenenbildung. Ziel des Kollegbesuches ist es, die Fachhochschulreife bzw. insbesondere die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) zu erwerben. Im Gegensatz zum Abendgymnasium findet der Unterricht tagsüber statt. In der Regel benötigt man für den Besuch eines Kollegs den mittleren Schulabschluss und den Nachweis über eine abgeschlossene Berufsausbildung bzw. ausreichende Berufserfahrung (Erziehungszeiten, Wehrdienst, etc. können angerechnet werden). Mit Hilfe eines mindestens halbjährigen Vorkurses oder einer bestandenen Eignungsprüfung kann man auch ohne mittleren Schulabschluss am Kolleg aufgenommen werden.

Vereinbarung zur Gestaltung der Kollegs

Die Vereinbarung zur Gestaltung der Kollegs seitens der KMK bildet den Rahmen für Struktur und Aufbau. Demnach dauert der Besuch eines Kollegs in der Regel drei und höchstens vier Jahre. Während in der sogenannten Einführungsphase im Klassenverband unterrichtet wird, erfolgt der Unterricht ab dem 3. Semester in einem Kurssystem. Man kann die ersten beiden Semester auch als Orientierungsphase verstehen, in der das Wissen der Schüler an das Niveau der gymnasialen Oberstufe herangeführt wird. Nach der Einführungsphase besucht der Schüler vier Semester lang die sogenannte Qualifikationsphase mit mindestens 30 Wochenunterrichtsstunden.

Alternative zum Kolleg

Die Fernschule ist eine sehr interessante Alternative zum Kolleg. Bei freier Zeiteinteilung können Sie dabei in meist etwas über einem Jahr „Regelschulzeit“ die Hauptschulabschlussprüfung angehen. Hier sind die Anbieter:

Fächer am Kolleg

Dabei gibt es sogenannte verbindliche Fächer, die jeder Schüler belegen muss. Zu diesen gehören, Deutsch, Mathematik, eine Fremdsprache und jeweils ein Fach aus dem naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich. Die einzelnen Bundesländer können weitere Fächer verpflichtend vorgeben.

Kurswahl und Prüfung

Genau wie in der gymnasialen Oberstufe wählen die Schüler bestimmte Leistungs- und Grundkurse, die unterschiedlichen Aufgabenfeldern zugeordnet sind, aus dem verfügbaren Fächerangebot. Am Ende der Qualifikationsphase stehen Abschlussprüfungen in den zuvor festlegten Prüfungsfächern an. Anzahl und Umfang der jeweiligen Prüfungsfächer legen die Bundesländer fest. Die Abiturprüfungen erfolgen dabei analog zu denen an einem normalen Gymnasium und sind von der jeweiligen Prüfungsordnung der Bundesländer abhängig.

Wenn sich der Schüler entschließt, nach dem Besuch zweier Schulhalbjahre der Qualifikationsphase das Kolleg zu verlassen, erhält er bei einem bestimmten Notendurchschnitt die Fachhochschulreife (für Personen ohne Berufserfahrung nur der schulische Teil der Fachhochschulreife)

Schulabschluss am Kolleg nachholen

Wie bereits erwähnt, ist die Aufnahme an einem Kolleg ohne jeglichen Schulabschluss sehr schwierig und vielerorts nicht möglich. Dennoch gibt es einige Schulen, die auch Personen ohne Hauptschulabschluss den Zugang zum Kolleg gewähren. So bietet z.B. das Comenius-Kolleg in Mettingen (seit 2005 UNESCO-Schule) Bewerbern ohne Hauptschulabschluss eine erweiterte Aufnahmeprüfung an, die neben den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik auch noch die Fächer Geschichte und Biologie umfasst. Die Prüfungen bestehen jeweils aus einem schriftlichen und mündlichen Teil. Für die bestandene Prüfung kann das Kolleg aber zu diesem Zeitpunkt kein Zertifikat ausstellen. Nach dem erfolgreichen Besuch des 1. Kollegsemesters ist der Hauptschulabschluss-Nachweis jedoch möglich. Der erfolgreiche Besuch des 2. Semesters qualifiziert für den Besuch der Kursphase (analog Kl. 12 und 13 am Gymnasium) und entspricht damit dem qualifizierten Realschulabschluss. Sind diese Hürden genommen, kann der Schüler, wie oben beschrieben, ganz normal sein Abitur nachholen.

Eine weitere Möglichkeit zur Aufnahme besteht bspw. am Niederrhein-Kolleg mit Hilfe des Besuchs eines Vorkurses.

Hauptschulabschluss am Kolleg

Da der beschriebene Weg zum Nachholen des Hauptschulabschlusses nur an sehr wenigen Kollegs angeboten wird, bleibt fraglich, ob dies ein sinnvoller Weg ist oder ob man den Hauptschulabschluss nicht besser über die Abendhauptschule oder Fernschule nachholen sollte. Dort kann man sich nämlich mehrere Monate intensiv auf das Nachholen des Hauptschulabschlusses vorbereiten und so auch das nötige Wissen für den weiteren Verlauf des höheren Bildungsganges erwerben.

Da die Regelungen nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern sogar von Kolleg zu Kolleg sehr unterschiedlich sind, muss man sich vorab über die bestehenden Zugangsvoraussetzungen genau informieren.